Warum eine offene Beziehung? Teil 1, Trennung

Wenn ich erzähle, dass ich in einer offenen Partnerschaft lebe, sagt das Gegenüber oft als Erstes „Das könnte ich nicht“.

Wieso also ist es bei uns dazu gekommen? Weshalb „können“ wir das? 

Der offenen Partnerschaft ging eine Trennung voraus. Das ist für unsere Geschichte sehr wichtig. Ich trennte mich, und zwar aus zwei Gründen.

Der eine Grund betraf, obviously, die Monogamie und Romantik. Wie in anderen Beiträgen schon beschrieben, verliebte ich mich – und zwar gewaltig. In den 2 Jahren vor der Trennung versuchten mein Partner und ich, gemeinsam einen Weg zu finden, standen dabei aber an völlig unterschiedlichen Punkten. Die Verliebtheitserfahrung war dabei sehr prägend für mich, weil dieses Gefühl in unserer damaligen Partnerschaft absolut keinen Platz hatte. Mir ging es nicht nur darum, mit anderen Menschen schlafen zu können, sondern auch darum, frei zu sein in Bezug auf meine Gefühle, meine Sexualität, und wie ich diese gestalten möchte.

Der andere Grund, der genau so entscheidend war, betraf meine damalige unhinterfragte, selbstverständliche Erwartung an eine Partnerschaft, dass es gemeinsame Projekte braucht. Mein Bedürfnis war es, gemeinsam coole Projekte zu reissen. Ich hatte viele Ideen über viele Jahre hinweg, und stiess mit diesen nie auf Begeisterung bei ihm. Bis zu dem Punkt, als mir dämmerte, dass er dieses Bedürfnis schlicht nicht hat, und ich die Perspektive für unser Leben komplett verlor. Denn für mich gab es (abgesehen von der Arbeit und gewissen Hobbys) nur das gemeinsame Leben. Ich war hochgradig symbiotisch und kaum eigenständig als Persönlichkeit. Doch ohne gemeinsame Perspektive konnte ich mir ein gemeinsames Leben nicht mehr vorstellen.

Es war ein unendlich qualvoller Prozess. Ich trennte mich erst, als ich am absoluten Ende meiner Kräfte war. Eine Selbstrettung.

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