Ich mag das Bild des Spielraums zwischen zwei Menschen. Unabhängig davon, in welcher Beziehung zwei Menschen zueinander stehen, gibt es in der Regel einen Spielraum. Es gibt Dinge, die mit der einen Person möglich sind, und Dinge, die mit einer anderen Person möglich sind. Mit der einen Person kann ich gut über das Leben philosophieren, mit der anderen ist es schön, gemeinsam Musik zu machen, und mit einer dritten passt es, zusammen Ferien zu verbringen. Dahinter steht eine neugierige, verspielte Haltung, den gemeinsamen Spielraum zu erkunden und herauszufinden, wo dessen Grenzen liegen. Der Spielraum ist dabei nichts Statisches, sondern, wie immer im Leben, dynamisch und veränderlich – zumindest bis zu einem gewissen Grad. Freundschaften funktionieren in der Regel genauso: Man entdeckt, wo es passt, und lebt diese Bereiche gemeinsam aus. Den Rest lässt man weg. Romantische Beziehungen hingegen beginnen wir in der Regel nicht so, sondern mit einer Liste mehr oder weniger bewusster Erwartungen daran, wer das Gegenüber für uns sein soll. Diese Erwartungen sind oft überfrachtet. Das romantische Gegenüber soll alle möglichen Rollen erfüllen, damit die Beziehung „gut“ ist. Oder aber das Gegenteil passiert. Die sozialen Erwartungen erdrücken uns und wir fürchten uns deshalb davor, romantische Beziehungen einzugehen. Was ich versuchen möchte, ist, auch romantischen Beziehungen mit einer Spielraum-Haltung zu begegnen. Das erfordert viel Reflexion über die eigenen Bedürfnisse und Grenzen sowie Kommunikation. Das ist anstrengend. Aber bisher lohnt es sich.
Kategorie: Kommunikation
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Worte finden für das Unsagbare
Wie sagt man seinem Partner, dass man sich von einem anderen Mann angezogen fühlt? Horror.
Ich wusste, dass ich es meinem Partner sagen musste, als ich es vor mir selbst nicht länger kleinreden konnte.
Schon früher war es ein- oder zweimal vorgekommen, dass mir andere Männer den Kopf verdreht hatten. Aber nicht im Traum wäre es mir in diesen Fällen eingefallen, meinem Partner davon zu erzählen. Dieses Mal war es jedoch anders, viel intensiver. Rückblickend war ich eindeutig verliebt, aber das hätte ich mir nie eingestanden. Sich zu verlieben wäre für mein damaliges Ich das größte No-Go ever gewesen. So etwas passiert nur Leuten, die danach suchen, die sich ihrer Beziehung nicht sicher sind. Und ich suchte ja nicht danach, flirtete nicht einmal mit anderen Männern und liebte meinen Partner.
Und doch spürte ich, dass es wichtig war – für mich, für uns – es auszusprechen.
Doch wie bricht man ein Tabu?
Rückblickend erkenne ich vor allem die riesige Kluft zwischen meinem inneren Gefühl und dem, was ich tatsächlich aussprach. Es gäbe da einen Mann, mit dem ich so ein bisschen einen flirty Vibe hätte … Eventuell. Es sei nichts weiter, nur das.
In diesem ersten Versuch, der mich den ganzen Mut dieser Welt kostete, vermochte ich meinem Partner lediglich einen kleinen Einblick in das zu geben, was in mir vorging. Ich habe es kleingeredet und runterspielen wollen, auch vor mir selbst. Mehr ging einfach nicht. Unmöglich.
Irgendwo im Hinterkopf hegte ich die leise Hoffnung, dass wir vielleicht irgendwann einmal die Möglichkeit einer offenen Partnerschaft erörtern könnten. Aber okay, das war noch kilometerweit entfernt.